Templer & ORF

Auszug aus der ORF Abteilung: Stories vom 19.3.2021 die Templer betreffend

Verhör über „sodomistische Gepflogenheiten“

Der Mythos sei aber auch hausgemacht. Er rühre von einer schlechten Übersetzung des lateinischen Begriffs “secretum“ her. Was eigentlich ein Verweis auf das „private Archiv“ des Papstes gewesen sei, sei zum „geheimen Archiv“ umgedeutet worden, sagt Frau Prof. Dr. Grafinger. Gerüchte und Verschwörungstheorien über Dokumente, die im Verborgenen bleiben sollen, waren programmiert.

Lange verborgen, aber nicht versteckt, blieb allerdings das Protokoll eines Verhörs des Großmeisters des Tempelritterordens durch päpstliche Gesandte aus dem Jahr 1312.

Es wurde erst von einer italienischen Forscherin entdeckt – ein spektakulärer Überraschungsfund aus der jüngeren Zeit, sagt Dr. Gafinger. Im Protokoll des Verhörs sei „wortwörtlich“ nachzulesen, wie sich der Großmeister etwa gegen den abstrusen Vorwurf wehrte, die Templer hätten „sodomistische Gepflogenheiten bei der Aufnahme von Neukandidaten“ - zum Beispiel, dass der neue Kandidat das „Hinterteil des Obersten“ küssen sollte, so Grafinger. In diesem Zusammenhang bedeutete sodomistisch nicht Verkehr mit Tieren sondern anale Sexpraktiken. Die Vorwürfe seien erhoben worden, weil sich der französische König Philipp der Schöne „das Geld der Templer aneignen wollte“ und sie daher in den berüchtigten Templerprozessen verfolgte.

Templer doch keine Ketzer

Hunderte Jahre war man davon ausgegangen die Tempelritter seien in den Augen der Kirche Ketzer gewesen, weil Papst Clemens V. den vom König verfolgten Orden aufgelöst hatte.

Doch das Dokument zeigt: Der Papst erteilte den Templern die Absolution. Sie hatten also den Vorwurf der Ketzerei widerlegen können. Die umfangreichen Prozessakten gegen die Templer finden sich auch im Vatikanischen Archiv auf einer aufsehenerregenden Pergamentrolle. Sie ist 60 Meter lang.

Auf die Spur der verbotenen Bücher können sich Forschende im Archiv der Glaubenskongregation machen, das erst 1998 unter seinem damaligen Präfekten Josef Ratzinger geöffnet wurde. Die Dokumente dort zeichnen die konkreten Prozesse nach, die zur Indizierung eines Buches führten – etwa Gutachten, in denen genauso herausgearbeitet wurde, „was an dem Buch eine Irrlehre ist, welche Thesen, welcher Satz“, erklärt Grafinger. Nach der Öffnung habe es „einen großen Run“ auf die Akten gegeben.

(abgeschrieben aus: https://orf.at/stories/3205529 am 21.3.2021 von Otto Jähnl)

 

best viewed with Mozilla Firefox & Google Chrome

Valid XHTML 1.1

Suche
Social Media