Die Rosenkreuzer

Johann Valentin Andreae war evangelischer Theologe, Mathematiker und Schriftsteller und lebte von 1586 bis 1654 in Tübingen und Wittenberg. In seinem Bemühen, den dahindümpelnden Glaubenseifer seiner Gemeinschaft wieder zu stärken, höhere Moral und Arbeitsamkeit einzufordern, begann er intensiv zu schreiben. Dabei leitete ihn der Einfluss von Calvin, den er 1611 in Genf kennen- und bewundern lernte.

So erfand er die Romanfigur „Christian Rosenkreuz“, einen edlen Menschen, der in Andreaes 3 Hauptwerken, der fama fraternitatis, confessio fraternitatis und der chymischen Hochzeit vorbildhaft für alle Gläubigen, werkte. Andreae schaffte es, seine Romanfigur so lebensnah und plastisch zu schildern, dass alle glaubten, dieser Rosenkreuz sei eine real existierende Persönlichkeit.

Alle waren überzeugt, der „Geheime Orden der Rosenkreuzer“ würde wirklich existieren. Das edle Märchen von der sagenhaften Bruderschaft, die sich um höhere Werte in der Theologie und den Wissenschaften bemühte, verfestigte sich immer mehr in den Gedanken der Leser. Da die drei Werke (s.o.) zu den Bestsellern der damaligen Zeit (ca. 1611 – 1650) gehörten, schafften es diese Schriften, dass viele den geheimnisumwitterten Orden nachahmen wollten, obwohl die Idee nur ein löbliches, literarisches Unterfangen war. Im Grunde genommen Romane, die zu erhöhter Tugendhaftigkeit aufriefen.

Ungefähr 140 Jahre später wurde im Umfeld der Freimaurer eine Rosenkreuzer – Organisation ins Leben gerufen, die leider nicht mehr diese hehren Ideale vertrat.

König Friedrich Wilhelm II. von Preußen wandte sich auch den „Gold- und Rosenkreuzern“ zu, um seine alchimistischen Neigungen ausleben zu können. Im Rahmen des Ordens wurde versucht, Gold zu machen und die alten Alchimisten nachzuahmen. Um 1756 erlebte die streng hierarchisch aufgebaute Organisation ihren Höhepunkt. Die Rosenkreuzer fühlten sich als die besseren Freimaurer und setzten für die Aufnahme in den Orden bereits höhere Freimaurergrade voraus.

Neben allerlei Geheimnistuerei fanden auch gerne Seancen statt. Über diese ließ sich der Preußenkönig wunderbar manipulieren, sodass zwei Rosenkreuzer sogar Religionsminister und Kriegsminister wurden. Preußen war in der Hand der Rosenkreuzer.

Die Freimaurerlogen in Frankreich bekämpften sich im Rahmen der Französischen Revolution aufs blutigste und weil man mit anderen Dingen beschäftigt war, flog der ganze Seancenschwindel samt den nicht erfüllten Prophezeiungen auf. Die strikte Geheimhaltung im Orden war zerstört. Die Ministerämter waren mit dem Tod Friedrich Wilhelms II. 1797 auch weg und bald darauf löste sich der gesamte Orden auf.

Der Hang des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu Esoterik, Romantik und Spiritualität brachte eine Renaissance der Rosenkreuzer. All die Scharlatanerie von früher wurde wieder belebt und sogar massiv gesteigert. Viel Prominenz konnte sich für das Ideengut der modernen Rosenkreuzer begeistern.

Darunter auch der Österreicher Rudolf Steiner (1821-1925), der als Begründer der Anthroposophie auch die „Rudolf Steiner Schulen“ gründete.

Jeder Ordenszweig legte sich seine eigenen Ansichten, Erkenntnisse und Regeln zugrunde und behauptete von sich, der einzig Wahre zu sein. Enorme Rivalitäten zwischen den einzelnen Ordenszweigen waren die Folgen. Es ging aber im Grunde immer nur um Macht und Einfluss. Viele Ordensmitglieder ließen sich für diese Ambitionen missbrauchen.

Schaut man im Internet nach (s.u.), so stellen sich auch gegenwärtig eine große Anzahl an Rosenkreuzer – Orden dar. Die Liste ist so umfangreich, dass der Verfasser bittet, bei genauerem Interesse unter der u.a. Rechercheadresse nachzulesen.

Die Aufgabendefinitionen und Zielangaben sind meist nicht zu erkennen, da es sich, scheinbar, um geheim gehaltene Ordensgrundsätze handelt.

Quellenangaben:

Fabian, Frank: Die mächtigsten Geheimbünde, München 2017², S. 179 ff.

Internetrecherche am 14.03.2021 unter dem Suchbegriff „Rosenkreuzer“

 

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